Das Backhaus

GUTE NACHRICHTEN FÜR SCHLEBERODA : Der Innenraum des historischen Backhauses Schleberoda kann jetzt denkmalgerecht saniert werden!

Dieses Vorhaben wird im Rahmen des Entwicklungsprogrammes für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014 – 2020 (EPLR) gemäß der Maßnahme „Unterstützung für die lokale Entwicklung LEADER (CLLD)“ unter dem Schwerpunktbereich „Förderung der lokalen Entwicklung in ländlichen Gebieten“ aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Landes Sachsen-Anhalt gefördert.

Details


Zur Geschichte: In der Mitte des Dorfes steht das alte Backhaus der Gemeinde. Wie einem Stein in der Gründungsmauer zu entnehmen ist, wurde es 1789 erbaut. Sicherlich an der Stelle, an der es bereits das vorige stand. Das Backen hat eine jahrhundertelange Tradition. Unsere Vorfahren entschieden sich auch nicht für die in anderen Gegenden übliche Hausbäckerei, sondern für eine Art „Großbäckerei“.

Aus den Unterlagen ist zu entnehmen, dass der Backofen 1858 repariert wurde und ein Jahr später erhielt das Backhaus ein neues Dach. Die Arbeit und Bezahlung des Bäckers war durch Beschlüsse der Gemeinde genau geregelt. So erhielt der neue Bäcker Karl Krampe 1870 z.B. für ein 9 kg Brot 6 Pfennige und für ein Blechkuchen 4 Pfennige. Offensichtlich gab es auch Einwohner, die ihr Brot in Freyburg zum Bäcker schafften. Sie mussten dann für einen Kuchen, den sie in Schleberoda backen ließen 3 Pfennige mehr bezahlen – heute würde man das als Schutzzoll bezeichnen.

Damit der Bäcker das Innere des Ofens besser sehen konnte, baute man 1915 eine elektrische Lampe seitlich an den Ofen. 1914 übernahm Willy Eulenberg aus Freyburg das Backhaus. Die Gemeinde traf folgende Festlegungen:

Für das Backhaus zahlt Eulenberg 50,00 Mark. Auf Wunsch der Gemeinde übernimmt er jeden Freitag früh 7.30 Uhr im Sommer und 8.30 Uhr im Winter das Backen. Wenn es nötig ist, wird er auch zweimal backen. In Ausnahmefällen muss Eulenberg zu jeder Zeit eintreten und für das Licht hat er auch selbst aufzukommen. Anlässlich Hochzeiten, Kindstaufen, Sterbefälle und in der Obstzeit ist ebenfalls zu backen.“

Von 1950 – 1992 war Herbert Seidel aus Freyburg der Gemeindebäcker mit der längsten „Amtszeit“. Obwohl er schon Rentner war, kam Herr Seidel immer nach Schleberoda zum Backen. Was sollte mit der jahrhundertealten Tradition geschehen, denn ein neuer Bäcker war weit und breit nicht in Sicht??? Seine Hoffnung ruhte auf den Schultern von Thomas Ehret. Er hatte 1991 beim Meister Seidel angefragt, ob denn auch ein völliger Laie den altdeutschen Backofen beherrschen könne. Herr Seidel muss wohl sehr skeptisch geschaut haben – ein Maurer als Bäcker, dazu noch bei solch einem komplizierten Ofen??? Seine Bedenken verflogen, als er feststellte, dass Herr Ehret nicht nur ein sehr guter Maurer, sondern auch ein begnadetes Backtalent war.
1992 wurde Herr Seidel dann mit 72 Jahren in den längst verdienten Ruhestand verabschiedet.

Herr Wißenbach schrieb in einem Artikel des Naumburger Tageblattes vom Dezember 1995:

„Am Sonnabend lag verführerischer Duft in Schleberodas Luft. Aus dem gemeindeeigenen Backhaus macht sich der Geruch frisch gebackener Stollen breit. Was aber hinter diesen, durch alle Ritzen des Denkmals dringender Duft steckte, dürfte nun schon drei Jahre lang in ganz Deutschland einmalig sein: Am altdeutschen Backofen standen kein Bäckermeister und sein Geselle, sondern der Schleberodaer Bürgermeister Thomas Ehret nebst seiner „besseren Hälfte“ Kathrin. Dass der „Altdeutsche“ auch 1995 angeheizt wurde, kam auf Wunsch einiger Schleberodaer zustande, die ihre Stollen unbedingt in diesem Ofen gebacken haben wollten, sagte der Bürgermeister. Zumeist seien es jene Bürger gewesen, die ihren Teig schon jahrelang der alten Technik anvertrauten und die darauf schwören, dass nur der „Altdeutsche“ dem Geschmack der Stolle den unverwechselbaren Schliff verpassen kann.“

Seitdem wird alljährlich am 1. Adventswochenende der Teig von Dorfbewohnern gebracht, von Cornelia Hofmann und Katrin Ehret in Form gebracht und von Thomas Ehret zu über 100 Stollen gebacken. Der Ofen wird zudem zu Ostern für Osterbrote, zu Pfingsten für Speckkuchen, Brot und Pizza sowie zu Dorffesten für Kuchen angeheizt. In diesem Ofen wurde ebenfalls schon Spanferkel und ein Gericht der MDR Rubrik „Die Dorfbruzzler“ bei Sachsen-Anhalt Heute zubereitet.

In den 1950er Jahren wurde die Decke und Teil der Wände aufgrund mangelnder Materialien unsachgemäß repariert. Mittlerweile fällt an diesen Stellen der Putz ab. Aus diesem Grund soll 2017 die Decke und Wandstellen traditionell und sachgemäß erneuert werden.

Im Rahmen der 700-Jahrfeier des Dorfes und dem Backhausfest wurde ein Backbuch „Backhaus der Gemeinde Schleberoda“ mit altdeutschen Backrezepten sowie einer kurzen Geschichte zum Dorf und dem Backhaus von Cornelia Hofmann geschrieben.backhausbuchDas Backbuch kann käuflich beim Heimatverein Schleberoda e.V. erworben werden. Bei Interesse melden Sie sich bei Dr. Karin Reglich, Schleberoda Nr. 12 unter Tel. 034464/26371

Preis: 5,00 Euro zuzüglich Porto und Versand